Sonntag, 24. Dezember 2017

Heilig Abend

alle Jahre wieder Heilig Abend - an der Krippe, in der Familie und im Alltag
Ein Fest für Jesus und für uns

Ich lade euch ein mit mir zu beten für die Not in der Welt, für den Frieden, besonders in Jerusalem, in Syrien, im Südsudan, für alle Ausgeschlossenen wie damals die Hirten, für die Traurigen und auch für jene, die trösten, für Kranke und auch für die, die pflegen, für die, die unterwegs sind wie Maria und Josef, für Obdachlose und Flüchtlinge, und für alle, die über die gute Nachricht staunen, die von der Liebe Gottes erfahren und davon weitererzählen und sie tun, damit andere sie erfahren.

Ich lade ein zu schauen, wo wir etwas dafür tun können, wo wir Frieden wachsen lassen können bei uns, wo wir helfen können vor unserer Tür. Und auch, wo wir Not lindern können, in dem wir etwas spenden. Vielleicht für die Hungernden im Südsudan oder auch einfach in den Spendenkorb an der Krippe für Menschen in Südamerika.



Diese kleine Faltkarte haben wir am Heiligen Abend in der Krippenfeier verteilt:

Da sind vier Szenen: die erste fängt noch vor dem Spiel an, das wir gesehen haben: Maria trifft den Engel, der ihr sagt, dass sie ein Kind bekommen wird – und sie sagt ja zu Gottes Plan und zu dem Kind. Ein Lichtstrahl von oben kommt zu ihr – und ein Evangelist (Lukas) schreibt das auf und wir lesen es noch heute.

Nach dem Aufklappen fällt das Licht in der zweiten Szene auf die Hirten – die haben wir eben hier mit vielen Schafen ja auch gesehen und gehört. Und diese einfachen Hirten kümmern sich um jedes Schaf und hören auch, was Gott ihnen sagen lässt.

Die dritte Szene ist dann an der Krippe angekommen. Stern, Esel und Ochse, Schafe und Hirten. Jesus zwischen Maria und Josef im Mittelpunkt. Und die Karte hat plötzlich die Form eines Kreuzes. Zu Betlehem geboren um zu den Menschen zu gehen und bis nach Jerusalem – und mit den Menschen zu sein bis ins Leiden und bis zum Tod. Am Kreuz. Doch das Leiden und den Tod wird er besiegen, durchkreuzen.

Auf dem Vierten Bild sehen wir dann wieder Lichtstrahlen, die nicht nur die Hirten begleiten, sondern auch in die Kinderaugen von heute fallen, wie die fünf Kinder, die heute hier auf der Suche nach dem Grund für die Geschenke waren. Staunende Augen, nachfragend, fröhlich. Die frohe Botschaft soll der ganzen Welt weitergesagt werden, bis in die Häuser der Menschen auch hier bei uns. Immer wieder gab und gibt es Menschen, die die frohe Weihnachtsbotschaft weitersagen und mit dem was sie tun dafür einstehen.


Frohe Weihnachten!

Mittwoch, 6. Dezember 2017

Alles hat seine Stunde ...




Vielleicht geht es Ihnen so wie mir: die Worte aus dem Weisheitsbuch Kohelet habe ich nicht zum ersten Mal gehört. Bei ganz verschiedenen Gelegenheiten waren wir aufgefordert, uns dazu Gedanken zu machen oder sie auch anderen zu sagen. Bei mir kommen da ganz unterschiedliche Resonanzen zum Tragen. Ich frage mich auch, was Menschen bei der Auswahl dieses Textes in jenem Augenblick durch den Kopf geht. Ich möchte Sie einladen, die Worte – immer wieder über die „Zeit“ - nachklingen zu lassen, sie auszukosten.

(c) Kladu / Pixelio


Ich teile mit Ihnen, was bei mir heute stärker widerklingt: da ist vom Umarmen die Rede, und vom Lösen der Umarmung. Je nach Übersetzung kann hier auch das Meiden von Umarmung herausgehört werden. Und vom Schweigen und vom Reden, vom Worte machen. Da kommt nach der Klage schon gleich wieder der Tanz. Ich überlege, ob alles maßvoll – oder auch maßlos gemeint ist. Das lässt der Text offen. Und dann natürlich auch: leben, Leben schenken, Leben geschenkt bekommen – Gebären – und: Sterben. 

Uhren takten unser Leben – eine Uhr finden Sie auch auf dem Liedblatt. Und wenn Sie keine Uhr als klassisches Gerät mit sich tragen, so helfen Ihnen vielleicht die Weckzeiten auf dem Smartphone. Manchmal nerven die automatischen Terminerinnerungen, die ich selber setze. Oder sie helfen auch. Früher gab es in der Arbeitswelt vielfach die vermeintlich grausame Stechuhr. Aber so schlecht war es auch nicht, dass ganz klar war, was wann dran ist. Manche Menschen leiden heute unter der aufgelösten ständigen Eile oder dem Druck, selbst zu steuern. Wer oder was gibt mir meinen Takt vor?

Kohelet, ob ich ihn als Prediger der Lebensfreude oder – was vielleicht an meiner je augenblicklichen Resonanz liegen mag – als depressiven, gleichgültigen Pessimisten höre, ordnet jedem Geschehen seine Stunde zu. Jedem Ereignis. Oder auch: jedem Vorhaben. Menschen leiden unter sogenannter verpasster Zeit. Die Zeit ist bestimmt – muss sie auch ausgenutzt werden?

In meiner katholischen Tradition klingen dann Worte an, die zur Osterkerze gesprochen werden. Diese besondere Kerze brennt in Gottesdiensten zu besonderen Zeiten und Anlässen wie Taufen und auch Trauerfeiern, deswegen bringen wir auch in jede Trauerhalle auf den Friedhöfen eine solche Kerze. Beim ersten Entzünden am Feuer draußen vor der Kirche in der Nacht zum Ostermorgen werden die Zeichen auf der Kerze gesegnet und die Worte gesprochen: Sein ist die Zeit und die Ewigkeit. Gott hält die Zeit in seiner Hand.

Kohelet weiß sich und alles Geschehen eingeordnet unter den Himmel. Er akzeptiert Endgültigkeit und nennt sie beim Namen. Aber ohne Gleichgültigkeit. Für mich bedeutet es, dass ich mit dieser Einordnung aufgerufen und ermutigt bin, die Augen wieder aufzurichten, aufzuschauen, den Blick zu heben, nicht niedergeschlagen zu bleiben, sondern hinauf und über die Dinge zu blicken.

Manches geschieht zur Unzeit. Wir kennen die richtige Zeit nicht. Es bleibt auch unverständlich. Aber es hilft, sich in Gelassenheit zu üben. Johannes XXIII. werden die sogenannten Zehn Gebote der Gelassenheit zugeschrieben, da heißt es unter anderem: nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben. Den jeweils neuen Tag zu erleben. Ohne alles gleich verstehen oder lösen zu wollen.

Gelassenheit und Geduld üben. Mit mir selbst und meinen Gefühlen. Mit anderen und ihrer Trauer. Mit guten, heilenden – und auch mit zerstörerischen Gefühlen. Das klingt nach einer Herausforderung. Ich glaube aber, dass das für Viele eine wichtige Erfahrung war. Und es hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun.

Geduld führt zur Einfühlung; Einfühlung hilft mir und anderen, sich aus Verfangenheit zu lösen, Vergangenheit zu versöhnen, Erlebtes – Gutes und Nichtgutes – loszulassen. Und den neuen Tag zu erleben.
Geduld und Einfühlung, Liebe und Wohlwollen, gemeinsam Kraft finden, Vertrauen aufbauen. Immer wieder.

Der Beter der Psalmen, in dessen Worte wir gleich eingeladen sind einzuschwingen, spricht auch von Klage und von Tanz. Er legt sein Leben in seine – Gottes – Hände voll Vertrauen. Und er findet Zuversicht.

Das Dietrich-Bonhoeffer-Haus, in dem wir zusammenkommen und uns begegnen, trägt den Namen eines Mannes, der sich auch in ausweglos erscheinender Situation dieses nicht hat nehmen lassen. Er hielt die Hoffnung wider alle Hoffnung aufrecht – sich selbst und anderen. Am Ende unseres Abend hier im Kirchsaal möchte ich Sie dann einladen, dass wir uns mit seinen vielleicht bekanntesten Worten gegenseitig seinen – Gottes – Segen zusagen. Vielleicht haben Sie sie schon oft gesungen, in Auswahl können wir sie uns dann gut zu sprechen.


Noch ein letztes Wort von Kohelet: nach seiner Aufzählung der vielen Zeiten kommt noch etwas Wichtiges: Überdies hat Gott die Ewigkeit in alles hineingelegt. Er hat das „Immer!“ in das Herz der Menschen gegeben. Dies hat mich durch diese Gedanken, die ich hier mit Ihnen geteilt habe, und immer wieder in meinem Leben getragen.

 
Von guten Mächten wunderbar geborgen
sei Gott mit uns
am Abend und am Morgen
und an jedem neuen Tag.